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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
In der Landvilla des Publius Fannius Synistor in Boscoreale sitzen die Personifikationen von Makedonien und Persien einem Philosophen gegenüber. Bild: Museo Civico Archeologico Bologna
Das Museo Civico Bologna zeigt 123 atemraubende Fresken aus Pompeji, die man so nie wieder sehen wird. Damit ist Norditalien derzeit erst recht eine Reise wert.
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B ereits nach dem ersten von 123 gerahmten pompejanischen Originalfresken – durch die Holzrahmung verwandelte Charles III. Bourbon sie im 18. Jahrhundert gewissermaßen in Ikonen der Antike – ist das nagende Gewissen beruhigt. Hatte man sich doch bis zum Antritt des Besuchs im Museo Civico in Bologna noch permanent gefragt, ob es wirklich sein muss, die bald 2000 Jahre alten, daher naturgemäß fragilen Werke von Süditalien nach Norditalien zu karren. Angesichts der hauchzart auf Marmor gemalten Frauenköpfe, die den Auftakt der einzigartigen Schau in Bolognas malerischem Palazzo Galvani aus dem 15.Jahrhundert bilden, weiß man sofort: Es war die richtige Entscheidung und ist vollkommen gerechtfertigt.
Die mehr als 100 phänomenalen Werke stammen zu 70 Prozent aus dem Depot des Archäologischen Nationalmuseums in Neapel und sind dadurch den Blicken der Pompeji-Liebhaber normalerweise entzogen. Tatsächlich waren sie in dieser Fülle noch nie ausgestellt, schlicht und einfach weil das Museum in Neapel ohnehin übervoll ist und der archäologische Park in Pompeji selbst nicht die konservatorischen Möglichkeiten hat, die unersetzlichen Stücke an ihren Ursprungsorten geschützt auszustellen, den Villen der 79 nach Christus im Bernstein der Vulkanasche konservierten Stadt.
Wie aber seit den frühen Ausgrabungen von 1748 an und der Gründung des Museo archeologico nazionale di Napoli 1787 das Pompeji-Fieber in Europa ausbrach, zeigt gleich das zweite ausgestellte Bild: Eine Tänzerin aus dieser Zeit in wehendem Gewand ist aus Hunderten winziger Mosaiksteinchen zusammengesetzt und führt ein Stück in Tüchern auf. Die Tesserae genannten Steine aber sind alt, aus Mosaikfunden Pompejis gefügt. Ähnlich eklektizistisch ließ Kaiserin Sisi von Österreich neo-pompejanische Fresken in ihrem Gymnastikraum anbringen. Und Ludwig I. von Bayern sein Pompejanum hoch über dem Main in Aschaffenburg von 1840 an nach dem Vorbild der Casa dei Dioscuri ausschmücken.
Es handelt sich bei der Bologneser Ausstellung jedoch nicht um die dutzendste thesenlose Präsentation der Pracht Pompejis oder gar um ein trocken chronologisches Abspulen der vier Stile der antiken Malerei der Stadt, die sich bekanntlich nur hier und in Stabiae in dieser Dichte erhalten haben. Vielmehr will der Archäologe und Ausstellungskurator Mario Grimaldi mit der Schau ein Bewusstsein dafür schaffen, wie die Fresken konkret entstanden sind, welche Zwecke damit verfolgt und wie vorbildhafte Bilder immer wieder zitiert und für neue Raumkontexte adaptiert wurden – und zwar quer durch alle Genres wie Landschaften, Gärten, Architekturen, aber auch mythologische und erotische Darstellungen.
Nicht nur sind daher Tiegel mit bald 2000 Jahre alten Farbresten und allerlei technische Hilfsmittel wie Senkblei an Fäden für kerzengerade Vertikalen, eine der sehr seltenen Vorzeichnungen mit der fein eingeritzten Grundkomposition des späteren Bildes sowie Kompasse im Museo Civico zu sehen. Und wenn auf den Wandmalereien Kampfschilde und Kannen in Kupferrot schimmern, wird das hierzu passende reale Objekt daneben ausgestellt. Die in Pompeji gefundenen Öllampen und Kandelaber provozieren die Frage nach den ursprünglichen Beleuchtungsverhältnissen in den oft fensterlosen Räumen der ausgemalten Häuser – in jedem Fall hat das nicht-statische, flackernde Licht die Bilder einst noch zusätzlich verlebendigt.
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Ausstellung im Museo Civico Bologna: Was von den Orgien in Pompeji übrig blieb
Was von den Orgien in Pompeji übrig blieb
Das Museo Civico Bologna zeigt 123 atemraubende Fresken aus Pompeji, die man so nie wieder sehen wird. Damit ist Norditalien derzeit erst recht eine Reise wert.
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